Wir wissen, dass Bewegung die kognitiven Funktionen steigert – aber macht es einen Unterschied, ob wir uns im Freien oder in Innenräumen bewegen?
Es gibt Studien, die die Annahme unterstützen, dass sich Bewegung im Freien, in natürlicher Umgebung, positiver auf das Gehirn auswirkt, als Bewegung in geschlossenen Räumen.
Gilt dies auch für eine kurze Belastungsdauer, die unter 20 Minuten liegt?
Die kognitiven Funktionen von 30 Teilnehmern wurden vor und nach kurzen Spaziergängen (2 km, durchschnittliche Dauer 15 Minuten) im Haus und im Freien mittels Elektroenzephalogramm und Oddball-Aufgaben untersucht (Boere K, et al., 2003).
Es wurde darauf geachtet, dass die Spaziergänge der einzelnen Teilnehmer mit ungefähr der gleichen Intensität durchgeführt wurden. Außerdem durfte während dieser Zeit weder gesprochen noch Musik gehört noch das Handy benutzt werden.
Das Ergebnis zeigte, dass sich die Leistung und die neuronale Reaktion, die mit Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis in Verbindung gebracht wird, auch nach einem kurzen Spaziergang im Freien verbesserten, aber nicht nach einem Spaziergang in Innenräumen.
Boere et al. meinen daher: „Exercising is good for the brain but exercising outside is potentially better“ (Bewegung ist gut für das Gehirn, aber Bewegung im Freien ist potenziell besser).
Bailey A.W. et al. (2018) versuchten die kognitiven Vorteile von Bewegung im Freien mit etablierten kognitiven Tests zu bestätigen, dabei wurde die Gehirnwellenaktivität mit tragbaren Elektroenzephalographen (EEG)-Headsets während des gesamten Prozesses gemessen. Die Teilnehmer absolvierten kognitive Leistungstests vor und nach dem Gehen in Innenräumen und dann erneut in einer anderen Sitzung beim Gehen im Freien. Varianzanalysen mit wiederholten Messungen zeigten eine signifikante kognitive Verbesserung nach beiden Walking-Einheiten, wobei für die Geh-Einheit im Freien eine erhöhte mentale Wiederherstellung beobachtet bzw. durch einen Stroop-Test gemessen wurde. EEG-Messungen zeigten einen signifikant höheren meditativen Zustand während des Gehens im Freien im Vergleich zu drinnen. Darüber hinaus blieben die gewonnenen entspannten und meditativen Geisteszustände nach dem Gehen im Freien länger erhalten.
Aerobes Training und Widerstandstraining verbessern akut die kognitive Leistungsfähigkeit, vor allem das Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis sowie die inhibitorische Kontrolle. Ein High-intensity-functional-Training, mit kombinierten Elementen aus Ausdauer- und Widerstandstraining, erscheint einem moderaten aeroben Training gegenüber leicht überlegen zu sein (Wilke J, 2020).
Körperliche Betätigung kann molekulare Systeme beeinflussen, die für die Aufrechterhaltung der neuronalen Funktion und Plastizität wichtig sind. Ein charakteristisches Ergebnis für die Auswirkungen von Bewegung im Gehirn und Rückenmark ist die Hochregulierung des neurotrophen Faktors des Gehirns (Vaynman undGomez-Pinilla, 2016).
Bratman G.N. et al. (2015) untersuchten die Auswirkungen von Naturerfahrungen auf Affekt und Kognition. 60 Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip für einen 50-minütigen Spaziergang in einer natürlichen oder einer städtischen Umgebung ausgewählt. Im Vergleich zum Stadtspaziergang brachte der Spaziergang in der Natur affektive Vorteile (geringere Angst, Grübeln und negativer Affekt sowie Erhalt des positiven Affekts) und kognitive Vorteile (verbesserte Arbeitsgedächtnisleistung).
Literatur:
Bailey, A. W., Allen, G., Herndon, J. & Demastus, C. Cognitive benefits of walking in natural versus built environments. World Leisure J. 60, 293–305 (2018).
Boere K, Lloyd K, Binsted G, Krigolson OE. Exercising is good for the brain but exercising outside is potentially better. Sci Rep. 2023 Jan 20;13(1):1140. doi: 10.1038/s41598-022-26093-2. PMID: 36670116; PMCID: PMC9859790.
Wilke, J. Functional high-intensity exercise is more effective in acutely increasing working memory than aerobic walking: an exploratory randomized, controlled trial. Sci Rep 10, 12335 (2020).
Vaynman, S. & Gomez-Pinilla, F. License to run: exercise impacts functional plasticity in the intact and injured central nervous system by using neurotrophins. Neurorehabil. Neural. Repair 19, 283–295 (2016).
Bratman, G. N., Daily, G. C., Levy, B. J. & Gross, J. J. The benefits of nature experience: Improved affect and cognition. Landsc. Urban Plan. 138, 41–50 (2015).
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